Nur wenigen Künstlern ist es vergönnt, dass nach ihnen eine bestimmte Lichtsetzung benannt wird. Jeder, der sich schon einmal mit den möglichen Lichtarten in der Portraitfotografie auseinandergesetzt hat, weiß, dass es neben dem kontrastreichen Chiaroscuro, das durch den Maler Caravaggio berühmt wurde, hauptsächlich das Rembrandtlicht ist, das gerne angewandt wird und niemals aus der Mode kommt.
Was zeichnet die Lichtcharakteristik des Rembrandtlichts aus?
Bevor die Besonderheiten dieses Lichtstils beschrieben werden, ist es sinnvoll, einen kurzen Exkurs in die Kunstgeschichte zu machen. Rembrandt van Rijn, so lautet der vollständige Name des weltbekannten niederländischen Künstlers, beschäftigte sich zeitlebens mit der Wirkung des Lichts auf Objekte oder Personen, die er mittels der Ölmalerei darstellen wollte.
Heute erkennt der Kenner aus diesem Grund ein Gemälde von Rembrandt nicht nur am Sujet oder an der Pinselführung, sondern vor allem daran, wie der Schatten auf einem Portrait des Malers fällt.
Das Rembrandtlicht zeichnet sich dadurch aus, dass die lichtabgewandte Seite der zu porträtierten Person im Schatten liegt. Der Kontrast zwischen den Gesichtshälften fällt damit recht deutlich aus. Das markanteste Erkennungszeichen dieses weltbekannten Lichtstils ist der Nasenschatten. Dieser schließt in Verbindung mit dem Wangenschatten auf der lichtabgewandten Seite ein kleines Dreieck aus Licht auf der zu malenden, oder heute, zu fotografierenden, Person ein.
Der Lichtaufbau, der für das Rembrandtlicht benötigt wird, bildet oftmals die Grundlage für weitere, komplexere Setups. Grund dafür ist, dass der Betrachter die modellierenden Effekte von Licht und Schatten auf dem Gesicht als besonders harmonisch empfindet.
Der Lichtaufbau und die Anwendung des Rembrandtlichts
Das Rembrandtlicht vereint mehrere große Vorteile in der Fotografie. Es ist relativ leicht anzuwenden und gehört deshalb zu den ersten Lektionen bei der Ausbildung professioneller Fotografen. Selbst Laien brauchen nicht viel mehr als eine einzelne Lichtquelle, ein Lampenstativ und bestenfalls einen Lichtformer, wie etwa eine Softbox, um den malerischen Lichtstil erzielen zu können. Ob Kreative dabei zum Studioblitz greifen oder sich für das Dauerlicht, das sich besonders für Anfänger anbietet, entscheiden, ist ihnen selbst überlassen. Rembrandt selbst nutzte zur Beleuchtung seiner Portraits zumeist Fensterlicht oder Kerzenlicht, das in erhöhter Position in der Nähe des Modells positioniert wurde.
Wagt man die ersten Gehversuche mit dem Rembrandtlicht, so geht es zuerst weniger um die perfekte Lichtquelle oder den idealen Lichtformer als vielmehr um die korrekte Positionierung. Die Lichtquelle wird schräg vor dem Model aufgebaut. Wichtig ist dabei auch, dass das Licht schräg von oben einfällt, nur so kann der Nasenschatten die Lücke auf der lichtabgewandten Seite schließen und damit das charakteristische Lichtdreieck entstehen lassen.
Kommt ein Studioblitz zum Einsatz, so unterstützt das Einstelllicht bei der korrekten Positionierung. Beim Rembrandtlicht gilt zu beachten, dass das Modell verhältnismäßig wenig Bewegungsfreiheit hat. Mit jeder Veränderung der Kopfposition muss somit auch der Lichtaufbau angepasst werden. Nur so ist es möglich, die typischen Charakteristika dieses Stils zu bewahren.
So beeinflussen Lichtformer die Stimmung
Ein weiterer großer Vorteil des Rembrandtlichts ist, dass sich der gewünschte Effekt beinahe mit jedem Lichtformer erzielen lässt. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich verschiedene Lichtformer nicht auf unterschiedliche Art und Weise auf die Stimmung auswirken. Eine große Softbox, die besonders weiches Licht auf das Modell wirft, eignet sich immer dann, wenn der Kontrast verringert werden soll und der Verlauf von Licht zu Schatten möglichst sanft gewünscht ist. Bei Kindern oder Frauen kommt ein solcher Lichtformer gerne zum Einsatz.
Etwas prägnanter fällt das Beautydish aus, denkbar sind aber auch Striplights oder sogar eine Snoot, die mit ihrem präzise gerichteten Licht für extrem harte Schatten sorgt. Männer sollen auf Portraits gerne etwas maskuliner und kantiger wirken, in solchen Fällen kann zu einem Lichtformer mit härterem Licht gegriffen werden.
Ein Fazit zum Rembrandtlicht
Das Rembrandtlicht gehört berechtigterweise zum Repertoire eines jeden Fotografen. Es bildet die Grundlage zahlreicher kreativer Licht-Setups und bereits eine Lichtquelle mit den entsprechenden Lichtformern reicht aus, um die ikonische Lichtstimmung einiger der berühmtesten Portraits der Kunstgeschichte zu imitieren. Problemlos lässt sich der Lichtaufbau erweitern, sodass sich das Rembrandtlicht immer auch dann eignet, wenn das eigene Können weiter ausgebaut werden soll.
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