Die Möglichkeiten moderner Studioblitze erlauben Techniken, die selbst manchem Profi nicht immer ein Begriff sind. Um diese in den verschiedenen fotografischen Situationen korrekt zu nutzen, empfiehlt sich die genaue Auseinandersetzung mit den erweiterten Funktionen der Studioblitze. Fotografen können ihr Leistungsportfolio und ihre kreativen Möglichkeiten deutlich erweitern, sobald diese im High Speed Sync, der Delay-Funktion oder im Einfrieren schneller Bewegungen geübt sind.
Im Folgenden geht dieser Beitrag genauer auf die fünf zusätzlichen Funktionen moderner Studioblitze ein:
- Der Freeze-Modus
- Die Delay-Funktion
- High Speed Sync
- Blitzen auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang
- Easy Cap zum erleichterten Freistellen
Der Freeze-Modus
Schnelle Bewegungen auch bei schlechtem Licht gestochen scharf einfangen? Das ist keine leichte Aufgabe, schließlich müssen Fotografen im perfekten Moment auslösen und die Belichtungszeit sollte möglichst kurz sein.
Im Zuge der Weiterentwicklung der digitalen Fotografie und damit auch der Blitztechnik hat sich aus dem fotografischen Einfrieren schnell bewegender Motive eine eigene Disziplin entwickelt. Indem der Bruchteil einer einzelnen Sekunde durch den Blitz festgehalten wird, bekommen Fotografen einen vollkommen neuen Einblick in die Szene, die normalerweise dem menschlichen Auge verborgen bleibt.
Eine Faustregel der Fotografie besagt, dass der doppelte Kehrwert der benutzten Brennweite als Verschlusszeit benutzt werden muss, um ein Objekt oder eine Person gestochen scharf einzufangen. Bei einer Normalbrennweite mit 50 Millimetern muss die Verschlusszeit also mindestens einer 1/100 Sekunde entsprechen.
Die neuesten Blitze erreichen eine kürzeste Abbrennzeit von gerade einmal einer 1/19.000 Sekunde. Anhand der zuvor genannten Faustregel ergibt sich daraus, dass sich beinahe alle beweglichen Objekte, sofern es einem gelingt, diese in der fotografischen Komposition unterzubringen, einfrieren lassen. Wasserspritzer oder sogar einzelne, fallende Wassertropfen lassen sich somit einfacher denn je fotografisch ablichten.
Die Delay-Funktion
Stroboskopeffekte beim Fotografieren mit einem Aufsteckblitz sind vielen Fotografen mittlerweile ein Begriff. Dank der Delay-Funktion lassen sich erstmals mehrere Blitze zum Erzielen dieses Effekts verwenden.
Die Grundlagen für die Verwendung der Delay-Funktion zum Imitieren eines Stroboskopeffekts sind ein dunkler Raum und eine Langzeitbelichtung. Der Zeitpunkt des Auslösens der verwendeten einzelnen Blitze, die um das Objekt oder das Model positioniert sind, wird von den Fotografen auf die Sekunde genau eingestellt. Innerhalb eines einzelnen Fotos lassen sich damit einzelne Positionen einer Bewegung kreativ miteinander verbinden. Ebenso erreichen Kreative damit Effekte, die sonst nur typisch für eine klassische Doppel- oder Mehrfachbelichtung sind.
High Speed Sync
Lange Zeit war die sogenannte maximale Synchronzeit ein Problem der analogen und der jungen digitalen Fotografie. War die Auslösezeit der Kamera zu schnell, so ergaben sich schwarze Balken im Bild, außerdem waren Blitze bei starkem Umgebungslicht kaum einsetzbar.
Die meisten Fotografen sind mittlerweile auf den Begriff des High Speed Syncs, oder kurz HSS, gestoßen. Jedoch beschäftigen sich nur wenige genauer mit dem Thema, da dahinter eine steile Lernkurve vermutet wird. Dem ist allerdings nicht so, denn hinter dem Begriff verbirgt sich nichts anderes als die Fähigkeit, die Abbrennzeit des Blitzes mit einer extrem kurzen Belichtungszeit zu synchronisieren. Fotografen haben damit die Möglichkeit, rasante Bewegungen einzufrieren und können damit sogar das Umgebungslicht, selbst bei intensiver Sonneneinstrahlung, ausblenden.
Blitzen auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang
Das Prinzip eines Kameraauslösers basiert auf zwei Vorhängen. Sobald sich der erste Vorhang öffnet, beginnt die Belichtung, ein zweiter Vorhang schließt sich und beendet diese. Grundsätzlich lösen Blitze direkt mit dem Öffnen des ersten Vorhangs aus. Alles, was sich zu diesem Zeitpunkt im Bild befindet, wird gestochen scharf auf dem Sensor der Kamera festgehalten.
In der Kamera stellt der Nutzer ein, dass diese erst kurz vor dem Schließen des zweiten Vorhangs und damit mit dem Ende der Belichtungszeit auslöst. Alles, was während der Belichtung in Bewegung war, etwa ein fahrendes Auto oder ein galoppierendes Pferd, wird erst zum Ende der Belichtung scharf eingefangen, die Momente zuvor erscheinen beinahe malerisch in die Länge gezogen und vermitteln den Eindruck der Bewegung. Dieser Effekt wäre beim Einsatz des Blitzes mit dem ersten Vorhang nicht möglich.
Easy Cap zum erleichterten Freistellen
Trotz der immer besser werdenden automatischen Funktionen zum Freistellen von Objekten auf Bildern, wie diese etwa Photoshop bietet, gibt es noch immer Härtefälle, die viel Zeit und Nerven beanspruchen. Um den Prozess deutlich zu erleichtern und zu beschleunigen, bedienen sich erfahrene Produktfotografen der Easy-Cap-Methode.
Bei der Easy-Cap-/ Mask-Pattern-Funktion von Studioblitzen ist es möglich, zwischen zwei Beleuchtungs-Setups zu wählen. Der erste Aufbau beschert dem Objekt, das später freigestellt werden soll, eine perfekte Ausleuchtung. Im zweiten Aufbau wird nur der alternative Lichtaufbau genutzt, der ausschließlich den Hintergrund beleuchtet und vom Objekt nur eine dunkle Silhouette hinterlässt. Werden diese beiden Aufnahmen als Ebenen in einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm übereinandergelegt, so gestaltet sich die Freistellung überraschend leicht, es braucht keine Masken mehr.
Ein Fazit zu den erweiterten Blitzfunktionen
Der moderne Studioblitz ist heute weit mehr als nur ein Hilfsmittel. Er ist ein kreatives Werkzeug, mit dem Fotografen eine eigene Bildsprache und einen individuellen Look entwickeln. Richtig eingesetzt, erlaubt der Studioblitz Einblicke in Welten, die dem menschlichen Auge für gewöhnlich ansonsten verborgen bleiben.
Wenn auch Sie tolle Aufnahmen mit dem Studioblitz gemacht haben, taggen Sie uns gerne auf Instagram und Facebook mit dem Hashtag #jinbeifotobox. Wir freuen uns auf Ihre Ergebnisse!